#22: Mord – Ertappt durch die eigene DNA

Mord – Ertappt durch die eigene DNA

 

Hi, willkommen bei Wunderwelt Körper!

CSI läuft im Fernsehen und die Stars der Mordpolizei schreiten vorsichtig über den Tatort. Dank ihren scharfen Blickes entdecken sie DAS Indiz: Ein fremdes Haar am Opfer, Spermaflecken auf der Couch und !! ist das etwa Blut unter den Fingernägeln?

Die Proben kommen in ein Labor, Personen in weißen Kitteln und gerunzelter Stirn begutachten diese und kurz darauf halten unsere CSI-Stars den Täter in Handschellen.

Was genau machen diese Personen in weißen Kitteln und gerunzelter Stirn außer durchs Mikroskop zu schauen? Und ich sage dir: Das Mikroskop hilft uns bei der DNA-Analyse nur sehr bedingt. Genau darum geht’s: Es wird nach der DNA des Täters gesucht.

In dieser Episode hörst du, wie Kriminalfälle dank DNA aufgeklärt werden, wie es wegen DNA aber auch schon zur Verwechslung kam, wer DNA-Staubsauger benötigt und natürlich was DNA überhaupt ist.

 

Was ist DNA?

Gleich vorweg: Manchmal hörst du DNA, manchmal DNS. Beides ist das Gleiche, nur ist DNA die Abkürzung für das englische Word und DNS die Abkürzung für das deutsche Wort. Das S steht für Säure, in Englisch: Acid. Da DNA gebräuchlicher ist, verwende ich dies auch hier.

Die DNA ist der Code aus dem wir gebaut sind. Sie ist wie die Bits, die 0 und 1, eines Computers. In der DNA steht unter anderem unsere Geschlecht, Hautfarbe, Köpergröße, Neigung zu Allergien und Krankheiten festgeschrieben. Wie auch bei einem Computer sind die Grundbausteine der DNA sehr einfach.

Es gibt 4 Hauptspieler: 4 sogenannte Basen: Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin. Diese Basen werden mit ihrem je ersten Buchstaben abgekürzt: A, T, G, C. Für diese Episode benennen wir die Basen in Anton, Tina, Gustav und Christoph.

Diese vier Basen sind nicht wirr durch den Körper gewürfelt, sondern durch ein Rückgrat verbunden. Dieses Rückgrat besteht aus Zucker und Säure. Wie viele chemische Namen ist die DNA eine zusammenhängende Wurscht an Namen der einzelnen Moleküle. Ein anderes Wort dafür könnte auch sein: 4-Basen-Zucker-Säure oder Säuren-Basen-Zucker-Wurscht. Man hat sich aber auf DNA geeinigt. Es steht für DesoxyriboNukleinSäure, bzw- DeoxyriboNucleic Acid in englisch.

Die vier Basen Anton, Tina, Gustav und Christoph halten gerne Händchen. Aber sie sind seeehr wählerisch mit wem sie Händchen halten. A= Anton hält nur Händchen mit T= Tina. Genauso wählerisch ist die Base G =Gustav die nur mit C= Christoph Händchen hält..

Die DNA besteht nicht nur aus eine Rückgrat, sondern aus zwei. Jeder dieser zwei Rückgrate hat ganz viele Basen rausstehen. Es schaut aus wie ein Leiter, die man von oben nach unten durchgeschnitten hätte und jetzt nur halbe Sprossen hat.

Diese Basen der zwei Rückgrate suchen sich jeweils ihre liebstes Gegenüber in

Der Wurscht gegenüber: Anton sucht das Händchen von Tina, Gustav sucht das Händchen von Christoph. Wenn die Basen Händchen halten, spricht man von einem Basenpaar. Dank den Turteltäubchen ist die Leiter nun ganz und zusätzlich dreht sie sich wie eine Schraube ein. Man spricht von einer Doppelhelix. 1

Eine bestimmte Aneinanderreihung von Basenpaaren ergibt ein Gen. Dieses Gen codiert ganz spezifisch zum Beispiel die Augenfarbe.

 

Übrigens: Die ursprüngliche Augenfarbe der Menschen ist braun. Blaue oder grüne Augen sind eine Mutation von braunen Augen. Braune Augen sind braun, weil der braune Farbstoff Melanin gebildet wird. Durch eine Genmutation ist die Melaninproduktion gestört und Menschen haben zum Beispiel blaue Augen. 2 Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass ALLE blauäugigen europäischen Personen von einem gemeinsamen Ahnen stammen. Dieser Ahne scheint vor ca. 6- 10.000 Jahren nach Europa gekommen zu sein und war …. ziemlich begehrt. 2 Blaue Augen sind aber nicht blau gefärbt. Eigentlich sind sie farblos. Im Gegensatz zu braunen Augen, können blaue Augen keine Licht absorbieren, kein Licht schlucken. Das Licht das in die farblosen Augen einfällt, wird gestreut zurückgestrahlt und wir sehen nur mehr das blaue Licht. So eine Lichtstreuung kann man auch bei einem Regenbogen beobachten. Aus dem gleichen Grund wirkt Wasser und der Himmel blau.

Menschen mit grünen Augen haben ein paar braune Melaninstellen, können ein bisschen Licht schlucken und der Rest wird zurückgestreut. Das wirkt dann grün.

Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass blaue und grüne Augen nicht immer die gleiche Farbtönung haben. Abhängig wie viel und welches Licht in die Augen fällt, streut es auch verschiedenes Licht zurück. Somit erscheinen blaue und grüne Augen in verschiedenen Farbintensitäten.3–5

 

So wir sind zurück von unserem kleinen Ausflug in die Augenfarbe und widmen uns wieder den Genen:

So ein Gen kann aus mehreren tausenden Basenpaaren bestehen. Es codiert dann zum Beispiel, ob Melanin in den Augen produziert wird oder nicht.

In dieser ganzen DNA-Wurscht haben wir an die 25.000 Gene. 6

Übrigens haben Tomaten und Mais mehr Gene als der Mensch. 7–9

Wenn du das nächste Mal beim Durchzappen durch die kitschigsten Fernsehsoaps deine Cornflakes isst, oder Pommes in Ketchup eintauchst, frage dich, ob dein Pommes höher entwickelt ist, als die Menschheit.

 

Die Gene machen allerdings nur ein paar mickrige Prozent der gesamten DNA aus! Zwischen den Genen liegen zahlreiche Basenpaare die auf dem ersten Blick keine wirkliche Funktion haben. Diese Basenpaare werden Junk-DNA genannt. Erst seit dem 21. Jahrhundert lernt man, dass diese Junk-DNA eigentlich alles andere als Müll ist. Teile der Junk-DNA codieren zwar keine Moleküle, aber sie bestimmt zum Beispiel wie viel von diesen Molekülen produziert wird. 10–12

Anders gesagt: Die Junk-DNA hat zwar nicht das Rezept vom Schokomuffin, aber kann bestimmen, wie viele Schokomuffins produziert werden.

 

Neben Schokomuffins wird diese Junk-DNA auch für DNA-Analyse in Kriminalfällen eingesetzt. Übrigens auch für Vaterschaftstests und Ahnentests.

Alle Menschen der Welt teilen sich 99,9 % der gesamten DNA. Wir unterscheiden uns nur durch lächerliche 0,1 %! 13

Da bei gesamt 3 Milliarden Basenpaaren selbst so wenig Prozent noch immer genug ist, wird dieser Unterschied für die DNA-Analyse genutzt.14 Man kennt nämlich die genauen Stellen der DNA, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Sie werden Marker genannt. Diese Marker sind bei jeder Person verschieden lang. 15,16

Die Personen in weißen Kitteln der Serie CSI machen jetzt folgendes:

Sie bekommen die Proben vom Tatort: Blut, Sperma, Haare, Hautschuppen oder irgendetwas das vom Körper des Täters stammt. Mit Ausnahme der roten Blutkörperchen enthält jede einzelne Zelle ins uns Menschen eine Kopie der komplette DNA. 17,18

Zuerst wird die DNA aus diesen Zellen herausgeholt und isoliert. Anschließend wir die DNA gezielt an bestimmten Abschnitten geschnitten. Übrig bleiben genau die Marker die bei jeder Person unterschiedlich groß sind. Da so eine DNA recht klein ist, werden diese Marker paar Mal kopiert, um sie anschließend leichter detektieren zu können.

Das ist vergleichbar, wie wenn du dir ein einzelnes Salzkorn auf die Zunge legst und das Salz noch nicht schmeckst. Du brauchst mehrere Salzkörner, damit deine Zunge und Geschmacksknospen etwas detektieren können. Aus dem gleichen Grund wird die DNA-Probe kopiert. Damit die Gerätschaften die DNA verlässlich bestätigen können.

Die Personen in weißen Kitteln haben nun mehrere von diesen Markern isoliert. Nach dem Kopieren startet das große Rennen. Es gibt ein paar verschiedene Methoden eines Marker-Rennens, aber sie haben alle gemeinsam, dass die gesammelten Marker nach ihrer Größe getrennt werden. Eine bekannte Methode ist das Rennen durch ein Gel: Alle Marker werden in die Startlöcher eines Gels gesetzt. Dieses Gel ähnelt einem dicken Gelatineblatt. An dieses Gel wir Strom angebracht und die Marker laufen nun von einem Ende zum anderen. Je größer ein Marker ist, desto langsamer kann er laufen. Genauso wie beim Sommerschlussverkauf oder dem Black Friday Sale.

Alle Käufer sammeln sich bei der Eingangstüre und haben genau 10 Minuten, um zur Kassa – zum Ausgang – zu kommen. Diejenigen die sich nur einen Rasierer schnappen, sind nach den 10 Minuten bereits bei der Kassa. Die die 3 Standmixer und einen Radio einstecken, können nicht so schnell zum Ausgang laufen. Und die die einen 75 Zoll TV und einen Rasenmäher Richtung Kassa schieben, sind am langsamsten. Nachdem das Rennen nach 10 Minuten vorbei ist, schaut man sich an, wo welcher Marker steht und macht ein Standbild davon. Dieses Rennen wird nicht nur mit den Markern durchgeführt, die von Proben des Tatorts stammen, sondern auch mit den Markern von Zellen der Opfer und weiteren Verdächtigen. 19 Nun vergleicht man die Marker und wenn sie überein stimmen, dann Taraaaa, hast du den Täter gefunden.

 

Der erste Mord welcher mittels DNA-Analyse aufgeklärt wurde, hat 1983 in England stattgefunden. Colin Pitchfork wurde erfolgreich verhaftet, nachdem er ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet hatte. 19

Seit dem ist die DNA-Analyse ein wichtiger Bestandteil in Ermittlungen, mit denen man genau die eine gesuchte Person findet. Blöd nur, wenn diese eine gesuchte Person ein genetisches Double hat. Einen eineiigen Zwilling! Eineiigen Zwillinge schauen nicht nur gleich aus, sie haben auch die gleiche DNA! Oder?

Für eine lange Zeit standen Ermittler vor diesem Problem. Alles auf dem Tatort deutet auf diese eine Person hin. Auch die DNA. Blöd nur, wenn der oder die Verdächtige einen eineiigen Zwilling hatte. Somit würde auch die DNA auf den Zwillingsbruder oder Zwillingsschwester hinweisen. Welcher Zwilling war es nun? Was tun? Beide einsperren?! Geht auch nicht.

 

2012 und 2013 wurden 6 Frauen in Marseille vergewaltigt. Die Frauen erkannten den Täter bei der Gegenüberstellung. Aber sie konnten ihn nicht von seinem Zwillingsbruder unterscheiden. 20

 

2003 wurde in Malaysien ein Zwillingsbruder verhaftet, der stolze 166 Kg Cannabis und 1,7 kg Opium mit sich führte. Darauf steht in Malaysien die Todesstrafe. Auch hier konnte nicht klar gedeutet werden, welcher der Zwillingsbrüder verantwortlich für die Drogen war. Beide konnten der Todesstrafe durch den Galgen entgehen. 21,22

 

Ein weiterer kurioser Fall ist den USA aufgetreten. Bei einer feuchtfröhlichen Party hatte eine Frau Sex – mit Zwillingsmännern. Zack- Bum, die Frau war schwanger, aber wer ist der Vater? Keiner der Zwillingsbrüder wollte Unterhalt zahlen. Ein Vaterschaftstest würde den genetischen Vater feststellen. Aber da die Zwillinge eineiig sind, sind sie genetisch gleich. Nur durch eine Befragung wann genau sie mit welchem Bruder Sex hatte und einem genauen Menstruationsplan wurde ein Bruder als Vater bestimmt. 23,24 Die Moral von der Geschichte- Kondome ersparen dir Geld und Richter.

 

Mittlerweile können sich Zwillinge nicht mehr so einfach davon stehlen:

Jetzt kann man auch Zwillinge genetisch voneinander unterscheiden. Eineiige Zwillinge stammen ja aus einem Ei. Einem befruchteten Ei. Dieses befruchtete Ei teilt sich ganz oft, bis verschiedene Zelltypen entstehen und schlussendlich ein Baby. Jedes Mal, wenn sich Zellen teilen, wird die DNA kopiert. Schließlich befindet sich in Jeder Zelle außer den roten Blutkörperchen DNA. Wenn du mehr zu dem Thema Schwangerschaften erfahren möchtest, hör dir doch die Doppelepisode dazu an!

Bei Zwillingen teilt sich das Ei sehr früh und jedes Ei teilt sich eigenständig vor sich hin. Die zwei Eier starten zwar mit der gleichen DNA, aber durch das zahlreiche Teilen der Zellen und Kopieren der DNA, passieren ab und zu kleine Kopierfehler. Kleine Mutationen in der DNA. Mutationen klingen vielleicht arg, aber sie lassen einen nicht zu einem X-Men werden, oder mit einem zweiten Kopf herum laufen. Diese Mutationen sind oft mit freiem Auge nicht erkennbar. Aber sie sind da! 24–26

Zusätzlich zu den Mutationen die noch im Bauch der Mama passieren, verändert sich die DNA auch nach der Geburt. Jemand der viel raucht, mehr Alkohol als Wasser trinkt, Gemüse nur aus dem Fremdwörterbuch kennt und täglich Stress hat, schaut nicht nur schlechter aus, sondern hat auch eine veränderte DNA. Umweltfaktoren und wie man lebt, beeinflussen nämlich die eigenen DNA. Es verändert nicht den Code der DNA, aber beeinflussen, wie dieser abgelesen wird. Man spricht von Epigenetik. Ähnlich zu dem Beispiel mit dem Schokomuffin ändern diese epigenetischen Faktoren das Rezept des Schokomuffin nicht, aber sie beeinflussen wie viel und wann er gebacken wird.

Dank den Mutationen die im Bauch stattfinden und den epigenetischen Faktoren die die DNA nach der Geburt beeinflussen, kann man nun auch eineiige Zwillinge genetisch auseinanderhalten. 19,24,27

 

Die Technik für DNA – Analyse wird immer besser und sensibler. Man kann mit immer kleiner werdenden Spuren arbeiten. Es gibt sogar DNA-Staubsauger! Mit diesen Spezialstaubsaugern kann man sogar DNA von sehr rauen Oberflächen sammeln. Von rauen Böden, Baumrinden, Steinen und so weiter. Somit kann plötzlich DNA sammeln, die sonst verloren gewesen wäre.

 

Die Technik wird immer besser, aber das hat einen großen Nachteil: DNA-Verschleppung.

Jeder von uns hinterlässt egal wo man sitzt, steht, geht seine eigene DNA. Dazu muss man nicht mal bluten. Aber Haare fallen aus, Hautschuppen lösen sich vom Körper und beim Reden spuckt man immer ein bisschen.

Der Otto-Normalverbraucher verliert innerhalb 2 Minuten so viele Hautzellen, dass sie ein ganzes Fußballfeld bedecken. 28 Eklig aber wahr. DNA lässt sich super leicht verschleppen. Das zeigt ein einfaches Experiment. 3 Personen saßen um einen Tisch herum und konnten sich gegenseitig NICHT berühren. In der Tischmitte stand ein Krug mit Saft, den jeder mal anfasste, um sich in sein eigenes Glas zu schenken. Nach 20 Minuten war die DNA von jedem der Teilnehmer nicht nur auf dem eigenen Glas, sondern auf jedem einzelnen Glas, Sessel und Händen der anderen Teilnehmer. Und das nur weil jeder mal den Krug in der Mitte angefasst hatte. Zusätzlich hat man noch DNA von Personen gefunden, die gar nicht im Raum waren! Alien-DNA. Zum Beispiel könnte einer der Teilnehmer vor dem Experiment draußen noch die Freundin umarmen, oder in einem Lokal einen Kaffee trinken. Dann war vielleicht etwas DNA von der Freundin und vom Kellner mit am Experimententisch. 29

 

Ich stelle euch drei besondere Fälle der DNA-Verschleppung vor: Amanda Knox, Lukis Anderson und die mysteriöse Wattestäbchen-Killerin

Nummer 1:

Einer der bekanntesten Mordfälle bei dem DNA-Verschleppung für weltweites Aufsehen gesorgt hat, war der Fall von Amanda Knox. Gemeinsam mit ihrem italienischen Freund Raffaele war die amerikanische Austauschschülerin für den Mord an ihrer Mitbewohnerin angeklagt und verurteilt worden. Die Beweisstücke: 1.) DNA von Amanda UND dem Opfer Meredith am Küchenmesser von Raffaele und 2.) DNA von Raffaele auf dem BH-Verschluss des Opfers.

Schauen wir uns das mal näher an: Das Küchenmesser war in der Wohnung von Raffaele und war voller DNA von Amanda Knox – kein Wunder, sie hatte damit öfters gekocht. Aber angeblich befand sich noch DNA des Opfers auf der Klinge. Obwohl diese Tests zu der DNA des Opfers mehrmals wiederholt wurden, konnte das Ergebnis nie erneut gezeigt werden! Die Spur auf dem Messer war so minimal, dass sie unter der zuverlässigen Detektionsgrenze für die Geräte lag. Wenn wir wieder den Vergleich mit dem Salzkorn hernehmen, bist du der Detektor. Nimmst du einen ganzen Löffel Salz in den Mund, kannst du dir ganz sicher sein, dass es Salz ist. Hast du aber nur ein kleines Körnchen Salz, ist das viel schwieriger! Ist es wirklich Salz? Oder doch ein Chili-körnchen?

 

Das zweite Beweisstück war der BH-Verschluss des Opfers. DNA von Raffaele wurde hier gefunden. Hört sich nicht gut an für den jungen Mann, würde man behaupten. Aber Moment. Bei genauerem Hinschauen, relativiert sich da so einiges. Dieser BH-Verschluss wurde erst 46 Tage nach dem Mord von den Ermittlern eingesammelt. In dieser Zeit sind dutzende Leute durch die Räume marschiert und sogar der BH-Verschluss selbst wurde bewegt. Bei dem Saft-experiment befand sich nach 20 Minuten die DNA eines jeden einzelnen Teilnehmers auf vielen Objekten und Menschen die sie nie berührt hatten.

Jetzt kann man sich denken, wie weit DNA in einem Zeitraum von 46 Tagen verschleppt werden kann.

In diesem sehr speziellen Fall, wollten die Ermittler Amanda Knox und ihren Freund Raffaele einfach hinter Gittern sehen. Aus Sympathiegründen. 30–33

 

Der zweite besondere Fall von DNA-Verschleppung hat einen obdachdachlosen Mann mit dem Namen Lukis Anderson betroffen:

Lukis Anderson wurde beschuldigt einen reichen Investor in dessen Haus ermordet und ausgeraubt zu haben. Denn seine DNA wurde auf dem Opfer gefunden. Der gutmütige Anderson muss sogar gesagt haben: Ich trinke so viel…. vielleicht war ich es sogar und ich weiß es einfach nicht mehr! Tatsache ist, dass er zum Tatzeitpunkt im Krankenhaus lag und ausnüchterte. Aber wie kam seine DNA zu dem Opfer, wenn er doch Meilen vom Tatort entfernt seine Rausch ausschläft? Es gibt ein paar Theorien. Zum Beispiel hatte Anderson in den Stunden vor der Tat vielleicht Kontakt zu den echten Tätern und hat ihnen unabsichtlich etwas von seiner DNA mitgegeben. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Sanitäter Andersons‘ DNA verschleppt hatten. Nur wenige Stunden nachdem sie den schwerst alkoholisierten Anderson vom Boden eines Supermarktes aufgeklaubt und ins Krankenhaus geführt hatten, wurden sie zu dem Rettungseinsatz des Mordopfers gerufen. 34,35

Und zu guter Letzt der kuriose Wattestäbchen Fall:

Über 15 Jahre lang suchten die Ermittler nach einer Täterin. Ihre DNA wurde auf zahlreichen Tatorten in Deutschland und Österreich gefunden, aber von der Person der DNA fehlte lange jede Spur. Die Ermittler konnten sich keinen Reim daraus machen. Es gab kein Muster und auch die Verbrechen waren bunt gemischt. Von Einbrüchen zu PKW-Diebstählen bis hin zu Morden. Von der DNA wusste man, dass es sich bei dieser verrückten Tat-serie um eine Frau handelt! Die Auflösung: Diese Frau war keine Diebin, geschweige denn Mörderin. Sie hatte in einer Produktion gearbeitet. In der Produktion für die Wattestäbchen mit denen man DNA sammelt. Blöderweise wurden nicht nur die Wattestäbchen zu diversen Ermittlungszentralen geschickt, sondern auch noch die DNA der Wattestäbchen-Frau. 36–38

 

Wenn man sich solche Fälle anschaut, merkt man, dass andere Ermittlungsmethoden mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, WEIL die DNA-Analyse immer besser wird. Paradox, aber wahr. Da die DNA so leicht verschleppt werden kann, die Methoden aber immer kleinere und schwieriger zugängliche DNA-Proben messen können, dürfen Alibi und Co nicht vernachlässigt werden!

 

Zusammenfassung:

Der Code aus dem wir gebaut sind, heißt DNA. DNA besteht aus einem Rückgrat und vier Basen. Kombinationen dieser vier Basen machen unsere Gene aus. Obwohl wir Menschen zu 99,9% die gleiche DNA teilen, unterscheiden wir uns durch kleine Mutationen. Diese kleinen Unterschiede machen jeden Menschen einzigartig. Auch eineiige Zwillinge.

Diese DNA-Stücke die uns einzigartig machen, werden bei der DNA-Analyse nach der Größe aufgeteilt. Die Methoden für DNA-Analyse werden immer sensibler und besser. Sie können mittlerweile schon viel kleinere Mengen detektieren, als man sich früher erträumen konnte. Allerdings fällt von uns Menschen jede Minute DNA ab und die lässt sich durch Wind, Wetter oder andere Menschen leicht verschleppen. Dank der DNA-Analyse können viele viele Täter überführt werden. Aber Vorsicht! Der Mix aus Verschleppung und guten Analysenmethoden kann Ermittler auf die falsche Fährte führen.

Fun Facts:

99,9 % unseres gesamten Codes teilen wir mit der restlichen Menschheit. Aber nicht nur mit der. Satte 8% unser DNA stammen von Viren! Ja, unserer Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ahnen wurde von Viren infiziert, diese haben ihre DNA bei uns eingeschleust und da bleibt sie jetzt auch. 39–41 Und wenn wir schon dabei sind: wir teilen 50% unserer DNA mit Bananen. 42,43

 

Nächstes Mal bei Wunderwelt Körper: Der Weg der Nahrung durch uns durch. Was passiert mit dem Essen zwischen Mund und dem Klogang?

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Bis zum nächsten Mal bei Wunderwelt Körper!

Servus und Baba

 

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